Soleschwimmbäder: Schwimmen wie im Meer

Soleschwimmbäder liegen voll im Trend. Das gilt sowohl für den privaten als auch den gewerblichen Poolsektor. Ein besonderer Grund ist sicherlich, dass Schwimmen im Salzwasser gesund ist. Ein Solebad hat nachweislich positive Wirkungen auf die Gesundheit: Es lindert Hautprobleme und rheumatische Beschwerden, bekämpft Rückenschmerzen und beugt Herz-/Kreislauferkrankungen vor. Salzbäder stärken die Abwehrkraft. Deshalb wird natürlich auch versucht, auf künstlichem Wege diese positiven Wirkungen in Schwimmbädern nachzubilden. Solepools sind in und es gibt sie in verschiedensten Varianten. Neben den bekannten Therapiebädern, wie sie im medizinisch-therapeutischen Bereich schon lange vorkommen, bieten mittlerweile auch immer mehr Hoteliers ihren Gästen ein Sole-Schwimmbad an.

Und selbst bei vielen Privatleuten besteht der Wunsch nach einem Solepool, um sich das Gefühl im Meer zu baden, ins eigene Heim zu holen.

Bauherren, die sich für ein Schwimmbad mit Solewasser interessieren, sollten einige  grundsätzliche Dinge wissen: Soleschwimmbäder unterscheiden sich in wesentlichen Punkten von einem Süßwasser-Pool. Deshalb sollte für die Planung und Ausführung nur eine erfahrene Fachfirma beauftragt werden.

Nun aber zuerst einmal ein paar interessante  Zahlen: Das Wasser der Nordsee enthält etwa 3,5 % Salz, das der Ostsee etwa 2 % , das des Mittelmeeres 3,7 %. Geht man von einem Salzgehalt im Poolwasser von 2 % aus, so entspricht das etwa 20 g Salz pro Liter Wasser. Bei einem Schwimmbecken in der Größe von 8 x 4 m x 1,35 m Tiefe mit einem Wasserinhalt von 43 m³ werden 20 kg Salz pro Kubikmeter Wasser benötigt beziehungsweise 860 kg für die gesamte Beckenfüllung. Bei einem Salzgehalt von nur 1 % sind es immerhin auch noch 430 kg. Ein nicht unbeträchtlicher Kostenfaktor, wobei der Aufwand für Lagerung, Transport und Zugabe noch hinzugerechnet werden muss. Der zur Filterspülung auftretende Wasserverlust – bei einer Filteranlage mit einem Volumenstrom von 10 m³ sind das 840 l – muss wiederum durch Solewasser ergänzt werden. Dazu muss man nach jeder Filterspülung etwa 17 kg Salz zugeben.

Die Soleherstellung erfolgt entweder vor Ort in einem Solebehälter oder wird als Natursole angeliefert und in einem separaten Tank gespeichert. Bei jeder Frischwassernachspeisung wird eine eingestellte Menge gesättigter Solelösung mit der Pumpe über ein Magnetventil zusammen mit Frischwasser in den Wasserspeicher geleitet. Damit wird die Solekonzentration im Beckenwasser konstant gehalten. Die Solekonzentration kann im Becken auch über eine Leitwert-Messzelle erfasst und zum Beispiel über eine Steuerung automatisch geregelt werden.

Die künstliche Solebereitung befindet sich in einem separat verschlossenem Raum, der über eine separate Lüftung verfügt. Diese Lüftungsanlage muss speziell für Solewasser ausgelegt sein. Der Wasserspeicher für das solehaltige Beckenwasser wird nur über eine separate Entlüftungsleitung be- und entlüftet. Der hohen Solekonzentration ist auch bei der Wasseraufbereitung und der Wahl des Schwimmbeckens sowie  aller Einbauteile Rechnung zu tragen.

Die weit verbreitete Meinung, in einem Solebad sei aufgrund des hohen Salzgehaltes und damit geringerer mikrobiologischer Aktivität keine oder nur eine geringe Wasseraufbereitung und keine Desinfektion notwendig, ist falsch. In einem Solebad wird, wie in nicht solehaltigen Bädern auch, eine komplette Wasseraufbereitungsanlage benötigt, die sich hinsichtlich der einzelnen Aufbereitungsstufen nicht oder nicht wesentlich von denen in nicht solehaltigen Bädern unterscheidet. Gegebenenfalls muss bei Verwendung von Natursole mit gegenüber der Oxidation mit Luftsauerstoff empfindlichen Wasserinhaltsstoffen wie zum Beispiel Eisen oder Mangan eine Voraufbereitung eingeplant werden.

Vor allem was den Einsatz von Edelstählen in einem Solebad betrifft, ist bei der Auswahl des Edelstahls größte Sorgfalt anzuwenden. Die Edelstähle müssen entsprechend ihrem jeweiligen Einsatzzweck korrosionsbeständig sein. Entscheidend für die Auswahl sind der Chloridgehalt im Wasser und die Chlorbeständigkeit des Edelstahls. In der Regel kommen bei Schwimmbädern mit niedrigem Chloridgehalt Edelstähle mit den Werkstoffnummern 1.4401, 1.4404 oder 1.4571, auch als V4A bezeichnet, zum Einsatz.  Der Grenzwert für diese Edelstähle liegt bei den meisten Herstellern bei einer Wassertemperatur von etwa 30° Celsius bei einer Chloridkonzentration zwischen 400 und 500 mg/l.

Da das Wasser in Solebädern aber weitaus höhere Chloridkonzentrationen (≥ 1200mg/l) aufweist, sind diese Edelstähle wegen vergleichbar geringer Chlorid- und erhöhter Korrosionsbeständigkeit für den Einsatz im Solepool ungeeignet. Es müssen höher legierte Stähle mit entsprechend höheren Chrom-  (19 bis 21 %), Nickel- (17,5 bis 26 %) und Molybdänanteilen (4 bis 7 %) zum Einsatz kommen, wie es bei Edelstählen mit den Werkstoffnummern 1.4539, 1.4529 und 1.4547 derFall ist, die übrigens auch in der Meerestechnik verwendet werden, aber aufgrund ihrer Zähigkeit auch schwerer zu verarbeiten und außerdem sehr teuer sind. Diese Edelstähle haben ihre Einsatzgrenzen bei einem Chlorgehalt von etwa 12.000mg/l oder 2 %. Es gibt zwar Edelstähle, die bei noch höheren Chloridkonzentrationen einsetzbar wären, doch diese sind meist unbezahlbar und nur in speziellen Einzelfällen einsetzbar.

Um Aufkonzentrationen von Chloriden auf Edelstahlbauteilen im Wasser als auch bei Bauteilen, die mit Hallenluft in Berührung kommen, zu verhindern, sind diese regelmäßig und sorgfältig zu reinigen. Je nachdem, wie die Sole bereitgestellt wird, müssen die logistischen Voraussetzungen für die Anlieferung der Sole und des Salzes gegeben sein. Die Soleaufbereitung und Zugabe ins Beckenwasser erfolgt automatisch. Es ist aber darauf zu achten, dass der entsprechende  Solevorrat immer rechtzeitig aufgefüllt wird.

Ansonsten entsprechen die Wasserpflegemaßnahmen denen eines normalen Schwimmbades. Es muss ebenso regelmäßig gereinigt werden und auch die Hygienehilfsparameter müssen eingehalten werden. Die ordnungsgemäße Rückspülung der Filter und ein ausreichender  Füllwasserzusatz sind zu gewährleisten. Es sollte jedem Betreiber eines Solebeckens klar sein, dass aufgrund der beschriebenen höheren Anforderungen an material, Bau und Betrieb auch mit höheren Investitionskosten und höheren Betriebskosten (Salzverbrauch) zu rechnen ist. Versuche, die Betriebskosten zu reduzieren, beispielsweise durch Reduzierung der Filterspülhäufigkeit oder Einsparungen bei Pflege und Wartung, können schnell zu Lasten der Wasserqualität gehen.

Wer versucht, bei einem Solepool Kosten zu sparen, hat hinterher meist das Nachsehen, wenn durch Mängelbeseitigung sowie teilweiser oder gar kompletter Sanierung lange vor der eigentlichen Lebensdauer des Pool erhebliche Mehrkosten anfallen.

Dipl.-Ing. Alexander Reuß

Der Autor ist Leiter des Technischen Büros bei Ospa Schwimmbadtechnik. Zugleich ist er Fachautor und Fachreferent für den Bundesverband Schwimmbad & Wellness (bsw) sowie Mitglied im Technischen Beirates des bsw.

Foto: studio waldeck photographers für Franken-Therme Bad Windsheim