Mit dem Begriff Edelstahl verbinden viele Kunden auch bei einem Schwimmbecken einen hochwertigen und beständigen aber auch optisch ansprechenden Werkstoff. Diese Eindrücke werden durch viele Verwendungen von Edelstahl im Bereich Haus und Haushalt stark geprägt. Daher ist auch vielen Menschen bekannt, dass sich dieses Material nach Kontakt mit Wasser oder anderen Einflüssen in der Oberfläche verändern kann. Durch Einwirkung von Wasser oder auch durch Ablagerungen von Schmutzstoffen zeigen sich – sofern keine Reinigung erfolgt – Ansätze von Korrosion oder farblichen Veränderungen.
Edelstahl ist ohne Frage je nach Zusammensetzung ein hochwertiger Werkstoff. Doch die Besonderheiten von Edelstahl zwingen dazu, sowohl an die Planung und Ausführung als auch an den Betrieb im Schwimmbadbereich besondere Anforderungen zu stellen. Dazu zählen beispielsweise bei der Herstellung von Schwimmbecken aus Edelstahl sowie Edelstahleinbauteile auch die Verwendung von geeignetem Werkzeug, Schweißverfahren und Schweißwerkstoffe sowie die fachgerechte Nachbehandlung.
Aber auch der Untergrund sowie die umgebenden Bereiche können nicht wahllos ausgeführt werden. So sind bei einer Verfüllung hinter dem Becken die Materialien so auszuwählen, dass diese im Kontakt mit dem Edelstahl keine Korrosionen auslösen. Hierbei bietet sich sinnvoller Weise auch eine Trennschicht beispielsweise aus einer geeigneten Folie oder Dämmplatten an.
In Bezug auf den Kontakt mit dem Schwimmbeckenwasser ist auch der Salzgehalt von großer Bedeutung. Salze gelangen sowohl über das Füllwasser aber insbesondere durch die Zugabe von Wasserpflegemitteln (beispielsweise Desinfektion auf Basis von Chlor) in das Schwimmbeckenwasser. Es ist deshalb bei dem Betrieb darauf zu achten, dass die Salzkonzentration – insbesondere Chloride – regelmäßig überprüft wird, um dann gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen (beispielsweise Füllwasserzusatz erhöhen oder die Dosierung von Wasserpflegemitteln überprüfen).
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Auch Schwimmbecken und Schwimmbeckenzubehör aus Edelstahl müssen regelmäßig gepflegt werden. Da Edelstahloberflächen empfindlich auf verschiedene chemische Substanzen reagieren, ist die Reinigung nur mit geeigneten Pflegemitteln durchzuführen. Das einfache Abwaschen mittels Lappen und Beckenwasser von Haltestangen oder anderen Teilen, die über dem Wasserspiegel liegen, ist falsch. Hierdurch werden die im Wasser enthaltenen Salze lediglich verteilt und bleiben nach dem Verdunsten des Wassers auf der Edelstahloberfläche zurück. Die Folge ist die Bildung von Korrosion.
Die Reinigung erfolgt üblicherweise mit Trinkwasser sowie Reinigungsmittel ohne Zusätze, die den Edelstahl chemisch angreifen. Es ist wichtig, dass Edelstahlteile, die über dem Wasser liegen auf der Unterseite gereinigt werden. Es sind zugegeben Stellen, die nicht immer gut zugänglich sind. Doch gerade hier zeigen sich sehr häufig sehr starke Korrosionen. Dies sind beispielsweise Treppenstufen, die über dem Wasserspiegel liegen oder auch Sprunganlagen oder Startblöcke auf der Unterseite.
Edelstahl hat bei der Verwendung als Beckenwerkstoff den Vorteil, dass durch die Möglichkeit von Biegen und Schweißen einzelner Segmente, unterschiedliche Beckenformen herstellbar sind. Dabei werden zwei wesentliche Beckenkonstruktionen unterschieden: Schwimmbecken als selbsttragende Konstruktion oder Schwimmbecken aus Edelstahl bei der eine zusätzliche Konstruktion beispielsweise eine Betonwand die tragende, kraftaufnehmende Funktion übernimmt. In diesem Fall zeigen sich aufgrund der geringen Stärke von Edelstahlplatten die Vorteile darin, dass sich bei Sanierungen in vorhandenen Beckenkonstruktionen damit nachträglich ein neues Becken (Becken im Becken) herstellen lässt, ohne dass die Beckenbreite und Beckenlänge großen Kürzungen unterworfen sind.
Zu beachten ist hierbei, dass beispielsweise durch das Abnehmen von Teilen des vorhandenen Beckenkopfes die Überlaufrinne ausreichend Platz findet und die Rohrleitungsanschlüsse fachgerecht angebunden werden können. Besonders bei Außenbecken hat sich der Einsatz von Edelstahl sehr gut bewährt, da sich beispielsweise bei Frosteinwirkung dieses Material als relativ unempfindlich zeigt, so dass Schäden und damit verbundene Reparaturmaßnahmen im Frühjahr vor einer erneuten Inbetriebnahme nicht zu erwarten sind. Neben der guten Beständigkeit ist für viele Betreiber und Kunden von Edelstahlbecken auch der optische und haptische Eindruck maßgebend. Edelstahlbecken bedeutet subjektiv nicht nur ein hochwertiger, edler Werkstoff, sondern wird auch häufig als “hygienisch” betrachtet.
Es ist in der Tat so, dass Edelstahlbecken die fachgerecht ausgeführt wurden, überwiegend glatte Oberflächen ohne Unterbrechungen oder Spalten und Fugen aufweisen. Die Wahrscheinlichkeit der Anhaftung von Schmutz- und Belastungsstoffe an Beckenwände und Beckenboden ist sehr gering. Einen großen Einfluss auf die Beständigkeit des Edelstahls hat die fachgerechte Konstruktion und Verarbeitung sowie eine regelmäßige Pflege.
Nach VDE 0100 Teil 702 sind metallische Teile der Beckenkonstruktion – und damit auch Edelstahlbecken – an einen Schutzpotenzialausgleich anzuschließen. Auch wenn nicht offensichtlich ist, dass ein Potenzial eingetragen wird beispielsweise bei Verwendung von Kunststoffrohrleitungen zu oder von elektrischen Betriebsmitteln (beispielsweise Pumpen), kann immer noch das Erdpotential so hoch sein, dass ein Potential eingetragen wird und damit eine Gefährdung darstellen kann.
Edelstahlbecken sind ein besonderer Hingucker und bieten in Bezug auf Formen und Ausstattungen eine Vielzahl von Möglichkeiten. Durch die Eigenschaften des Werkstoffes Edelstahl sind bei der Auswahl und Ausführung die beschriebenen Besonderheiten zu berücksichtigen. Für den Betrieb sind der Kunde oder der Betreiber auf die erforderlichen Maßnahmen zur Reinigung hinzuweisen, so dass ein dauerhaftes Badevergnügen gegeben ist.
DIPL.-ING./DIPL.-WIRTSCHAFT.-ING. (FH) FRANK EISELE
Der Autor ist von IHK Region Stuttgart öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Schwimmbad- und Wellnesstechnik sowie Technische Gebäudeausrüstung für Schwimmhallen und Mitglied in zahlreichen nationalen und europäischen Normungsgremien. Zudem ist er Vorstandsmitglied beim Bundesverband Schwimmbad- und Wellness (bsw) und Vorsitzender des Technischen Beirates im bsw.