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40 Jahre WDT

Schrill und farbenfroh war die Mode der 1980er Jahre, dagegen war der Start des Unternehmens WDT eher unauffällig. Dietmar Werner funktionierte 1985 Keller und Garage seines Privathauses zur ersten Produktionsstätte um. Und dann ging es mit einer innovativen Dosiertechnik für Chlorgranulat vom beschaulichen Hirschbach hinaus in die große weite Welt. Die Dauerwelle als Frisur der 80er ist Geschichte, aber die Welle des WDT-Erfolgs dauert an. Seit 40 Jahren – herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!

Die 80er – das war eine Ära des Aufbruchs und des Wandels. Am Ende des Jahrzehnts fiel die innerdeutsche Mauer. „Freiheit“ – der Song von Marius Müller Westernhagen brachte auf den Punkt, wonach man strebte. Das galt aber nicht nur in der großen Politik. Auch der Ingenieur Dietmar Werner, den man auf dem Titelbild mit Rainer (rechts) und Jochen Rieger (links) sieht, war ein Freigeist. Er hatte schon reichlich Berufserfahrung als Angestellter in der Schwimmbadbranche gesammelt. „Was die anderen Firmen können, kann ich auch selber – vielleicht sogar besser“, sagte er sich und legte 1985 den Grundstein für sein eigenes Unternehmen: WDT – Werner Dosiertechnik. Der Keller seines Wohnhauses wurde zur ersten Firmenzentrale.

GRANUDOS – mit Dosiertechnik für Chlorgranulat ging die WDT-Erfolgsgeschichte los

Mit der Entwicklung einer Dosiertechnik für Chlorgranulat hatte er ein Alleinstellungsmerkmal. Denn damals setzte man Chlor – zumindest hierzulande – schwerpunktmäßig eher als Gas oder in flüssiger Form ein. Aber Dietmar dachte schon immer über Grenzen hinweg. Und so eroberte er vom kleinen schwäbischen Hirschbach aus die internationale Schwimmbadwelt, die bereits seinerzeit die Vorteile der Schwimmbadwasserdesinfektion mit Calciumhypochlorit zu schätzen wusste. Während Dietmar im Keller tüftelte und den Vertrieb organisierte, kümmerte sich seine Frau Christa um das Kaufmännische. In den 1980er Jahren schritt die Digitalisierung voran. In den Mittelschicht-Wohnzimmern standen die ersten Heimcomputer, und auch Dietmar war auf der Höhe der Zeit. Während andere nicht mal mit Excel arbeiteten, hatte er schon Mitte der 1990er Jahre ein Warenwirtschaftssystem am Start.

 

Die Rieger-Brüder mit ihrer Mutter und Dietmar Werner: schon in jungen Jahren fleißig bei der Arbeit im Schnee, dem “Wasser von morgen”.

 

Aus Nachbarn werden Nachfolger

In der Nachbarschaft der Werners stand das Elternhaus der damals 6jährigen Zwillinge Rainer und Jochen Rieger, die heute WDT leiten. Die beiden Jungs verstanden sich blendend mit dem kinderlosen Ehepaar Werner. Sie kamen öfter rüber zu ihren Nachbarn – nicht nur, weil diese einen Swimmingpool hatten. Mit der Zeit entwickelte sich ein mehr als freundschaftliches Verhältnis, und die beiden wurden so etwas wie die Ziehsöhne von Christa und Dietmar. Sie hatten auch schon erste Kontakte zur Firma. Denn die Zwillinge nutzten das PVC, das sie bei WDT fanden, um sich Blasrohre zu basteln. Später jobbten sie auch in den Ferien beim Nachbarn. Rainer erinnert sich, dass man ihn mal an der Drehmaschine eingesetzt hatte, mit der er gar nicht umgehen konnte. Zum Glück ist nichts passiert. Aber damals hat man ohnehin nicht so einen Wirbel um alles gemacht und ist die Dinge eher pragmatisch angegangen. Johann Winkler, der erste Beschäftigte von Dietmar, ging sogar als „illegal Beschäftigter“ in die WDT-Geschichte ein. Schließlich hat er im Keller gearbeitet, was arbeitsrechtlich nicht zulässig war.

Rainer und Jochen im Swimmingpool der Nachbarn, beaufsichtigt von Christa Werner.

 

Wofür sollte WDT Marketing-Kompetenz brauchen?

Jochen war in der Ausbildung, und Rainer ging noch zur Schule, als WDT den ersten Expansionsschritt machte und wegen des steigenden Flächenbedarfs in einen Bauernhof in der Nachbarschaft zog. Rainer und Jochen erinnern sich, dass sie ein paar Jahre später auf einem Spaziergang am WDT-Domizil vorbei kamen. Rainer, der damals ein duales Studium an der Berufsakademie mit Schwerpunkt Dienstleistungsmarketing absolvierte, sagte, dass Dietmar ja auch mal Marketing-Kompetenz brauchen könnte. Doch die Brüder kamen angesichts der Größe der Firma schnell überein, dass das ein abwegiger Gedanke sei. „Wofür sollte Dietmar diese benötigen?“, fragten sie sich.

WDT-Zentrale in Hirschbach, nachdem es im Wohnhaus der Werners zu klein geworden war.

 

Heute kennen sie die Antwort. Doch Ende der 1990er Jahre war das noch nicht absehbar. Also widmete sich Rainer erstmal weiter seinem Studium, das in Kooperation mit der deutschen Post lief, wo er nach dem Abschluss einen sicheren Job hätte haben können. Genauso wie sein Bruder Jochen, der in Augsburg bei einem lokalen Energieversorger arbeitete. Man munkelt, es sei zwar eine krisenfeste Stellung gewesen, mitunter aber nicht ganz so aufregend und mit wenig Gestaltungsspielraum. Wenn man Jochen über die damalige Zeit reden hört, denkt man fast, es habe Tage gegeben, an denen er im Büro auch hätte Solitär spielen können, ohne dass das jemandem aufgefallen wäre.

Einstieg ins Wellnessgeschäft

Während Dietmar im Sommer sehr viel zu tun hatte, lief es im Winter eher schleppend. Und so entstand die Idee, ins Wellnessgeschäft einzusteigen, um auch in den kalten Monaten Umsatz zu machen. Etwas Neues aufbauen, von Grund auf, eigene Ideen realisieren und die Dinge gestalten – diese Chance gab es nun bei WDT. Rainer nutzte sie. Er entschied sich im Jahr 2002, die Post Post sein zu lassen, bei WDT als damals 15. Mitarbeiter anzufangen und ein Pionier der Wellnesssparte zu werden. „Marketing“ stand auf seiner ersten Visitenkarte. Aber die Position führte er nicht im stillen Kämmerlein aus, sondern er fuhr rum, besuchte seine Partner und erfragte deren Wünsche.

Dietmar Werner – Ingenieur & Innovator.

 

Ein Zwilling kommt selten allein

Als Dietmars Frau Christa 2004 viel zu früh verstarb, war nicht nur der private Verlust groß. Auch im kaufmännischen Bereich der stets wachsenden Firma fehlte sie. Frei nach dem Motto: „Ein Zwilling kommt selten allein“ trat Jochen 2005 bei WDT ein. Von außen musste er sich Fragen wie „Was willst Du bei so einer Garagenfirma, wenn Du doch einen sicheren Job bis zur Rente hast?“ gefallen lassen. Aber der Kaufmann war überzeugt, dass er bei WDT viel mehr gestalten und entscheiden konnte, als er es in seiner beamtenähnlichen Anstellung jemals hätte machen können. Rainer und Jochen – das Duo, jung, dynamisch und damals noch ohne familiäre Verpflichtungen, machte sich ans Werk, WDT weiter auszubauen. „Bei Euch sieht es ja aus wie auf einer Intensivstation“. An diese Bewertung des WDT-Messestandes durch einen Partner erinnert sich Rainer noch ganz genau. Das war für ihn ein Schlüsselmoment, dem Produktdesign einen höheren Stellenwert einzuräumen. Denn in der Tat sah man in der Vergangenheit vor allem Schläuche und Kabel. Die Technik stand im Vordergrund, die heute durch ein ästhetisches Äußeres aufgewertet wird. So ändern sich die Zeiten.

WDT-Messepräsenz – damals noch im Look einer Intensivstation.

 

Vertrauen und Loslassen können – ein Baustein des Erfolges

Dietmars Weitblick war ein Teil seines Erfolges. Schon früh regelte er seine Nachfolge, weil er loslassen und vertrauen konnte. Chapeau! Das kann nicht jeder. Er hat die beiden Rieger-Brüder von Anfang an machen lassen, war ihnen – gemeinsam mit weiteren WDT-lern – ein guter Lehrmeister und hat sich nur eingemischt, wenn es nötig war. Einmal sei es nötig gewesen, erzählen die beiden mit einem Augenzwinkern. Zu Beginn hätten sie sich manchmal durch die offenen Türen ihrer Büros – quasi über den Gang – unterhalten. Dabei sei es hin und wieder ziemlich derb zugegangen. Auch wenn man Schimpfwörter unter Brüdern nicht überbewerten sollte, so wäre Dietmar eingeschritten und hätte einen angemessenen Ton angemahnt. Das sei aber auch das einzige Mal gewesen, das er sie reglementiert hätte. Ansonsten konnten sich die beiden ausprobieren und durften viel beim Ziehvater. So war es ihnen zum Beispiel als Jugendliche im Hause Werner an Weihnachten auch erlaubt, das ein oder andere Glas Sekt zu trinken. Bezüglich der Firmennachfolge ging es ebenfalls „locker“ zu. Familienthemen und klassische Vater-Sohn-Problematiken, die beim Generationenwechsel eine Rolle spielen können, standen nicht im Weg. Und so konnten Rainer und Jochen völlig unbelastet von familiären Emotionen ihren Weg gehen.

Auf der Aquanale 2005

 

Mitgestaltung statt Mikromanagement oder WDT = Weiterentwicklung durch Teamwork

Die Grundsätze der Firmenführung haben Rainer und Jochen fortgesetzt. Anstatt Kontrolle der Mitarbeiter und Mikromanagement auszuüben, steht bei WDT Offenheit im Vordergrund. Man fördert das Miteinander, lässt den Führungskräften viel Gestaltungsspielraum und stellt so nicht nur ein gutes Betriebsklima, sondern auch die Grundlage dafür sicher, dass neue Ideen und Innovationen entstehen können. Als Jochen zu WDT kam, hat er sich insbesondere zunächst um Themen wie Unternehmensorganisation und ISO-Zertifizierungen gekümmert, um schließlich die ganzheitliche Unternehmens- und Innovationsentwicklung in den Blick zu nehmen. Teils mit Hilfe externer Partner hat er zukunftsfähige Strukturen geschaffen, die partnerschaftliches und fachübergreifendes Miteinander ermöglichen anstatt auf begrenzte Abteilungen wie „kleine Königreiche“ zu setzen. So kann Qualität ausgebaut werden, so bleibt man flexibel und so kann immer wieder was Neues entstehen, wenn die Märkte sich ändern. Was allerdings bleibt, wie es ist, das sind die „Feier-Rituale“, die man bei WDT zelebriert. Dazu gehört unter anderem, dass man jeden Freitag eine gemeinsame bayerische Brotzeit einnimmt. Zum 35jährigen WDT-Jubiläum hat man spaßeshalber mal hochgerechnet und ist auf rund 1.600 gemeinsame Brotzeiten und rund 75.000 verzehrte Portionen gekommen.

TOP 100 Award, langjährige Mitarbeiter und überlegtes Investieren

Traditionen halten und Neues zulassen – das Konzept hat sich ausgezahlt. Bereits zum dritten Mal wurde WDT mit dem begehrten Mittelstandspreis TOP 100 Award ausgezeichnet. Auch im vergangenen Jahr überzeugte das Unternehmen wieder in der Kategorie „Innovative Prozesse und Organisation“. Die Treue des Personals spricht zudem für die Unternehmensführung. WDT hat eine Fluktuationsrate von 1,5 Prozent, und es gibt sogar noch mehrere Mitarbeiter aus den Gründerjahren. Wenn man heutzutage ein so loyales Team hat, kann man nicht viel falsch gemacht haben. Ist auch mal was schief gegangen in vier Jahrzehnten WDT? Jochen und Rainer lachen: „Na klar“. In „Cowboymentalität“ sei man auf den ein oder anderen Trend aufgesprungen, aber letztlich hat es lange nicht jeder Entwicklungsschritt zum marktreifen Produkt geschafft. Auch juristische Auseinandersetzungen um Markenrechte musste man führen. Aber bei welchem Unternehmen kann schon immer alles rund laufen? Wichtig ist, dass man auch für eventuelle Krisen gewappnet ist. Und das ist man bei WDT.

Wiederholte Ehrung mit dem TOP 100 Award

 

Als schwäbisches Unternehmen lebt man nicht über seine Verhältnisse – so der Grundsatz der Rieger-Brüder. Bodenständig und solide agiert man. Daran hätte sich Boris Becker, der im WDT-Gründungsjahr als 17jähriger Wimbledon gewann, besser mal ein Beispiel genommen. Während für ihn viele Aufs und Abs folgten, ging es für WDT langsam, aber stetig aufwärts. WDT ist organisch gewachsen, weshalb das heutige Firmengebäude in Wertingen, das man 2001 begonnen hat zu bauen, auch ein bisschen wie ein „Stückwerk“ aussieht. Doch hier entstehen Meisterstücke, die in 66 Länder geliefert werden. Mit einer Exportquote von 75 Prozent ist WDT international gefragt. Der Dosiertechnik ist man treu geblieben, aber WDT hat im Laufe der letzten vier Jahrzehnte sein Repertoire an Produkten, vor allem im Wellness-Sektor, ausgeweitet. Dabei hat man sich immer eine gewisse Unabhängigkeit bewahrt, und dennoch auf gute Partnerschaften gesetzt. Der langjährige Kundenstamm, die vielen Referenzen sowie das WDT-Engagement im Branchenverband bsw sowie weiteren Organisationen und im Netzwerk Poolplenum sind Beweis dafür.

Stück für Stück gewachsen – das WDT-Gebäude.

 

Gut gerüstet für die Zukunft

Zu dem Zeitpunkt, zu dem Dietmar mit WDT startete, musste Michael J. Fox als Marty McFly im Film „Zurück in die Zukunft“ erst an der Vergangenheit „drehen“, um die Gegenwart positiv zu beeinflussen. Dieser Aufwand bleibt den WDT-lern erspart. Denn sie denken heute schon an morgen: seit 20 Jahren sind sie Ausbildungsbetrieb und investieren in den Nachwuchs.

Riechen, hören, sehen und fühlen – mit den Erlebnisduschen von WDT werden viele Sinne der Nutzer aktiviert. In die Zukunft schauen, das kann man mit ihnen allerdings noch nicht. Insofern weiß man nicht, ob eines fernen Tages nach dem ersten erfolgreich vollzogenen Generationenwechsel von Dietmar Werner auf die Rieger-Brüder wieder eine „Next-Rieger-Generation“ kommt. Doch eines ist klar – auch wenn der Jubilar Technik zur Vernebelung im Sortiment hat: Jochen und Rainer haben die grundsätzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, und zwar mit insgesamt vier Mädels – zwei im Alter von 12, und zwei im Alter von 8 Jahren.

Teil des WDT-Teams anlässlich des 35-jährigen Bestehens der Firma: (v.l.) Franz Mayr, Rainer Rieger, Jürgen Heidbüchel, Roland Göger.

 

Der bsw wünscht WDT alles Gute für die Zukunft! Möge es auch in turbulenten Zeiten stets einen “rettenden Anker” geben und möge sich das Unternehmen immer “über Wasser halten” – so wie es die beiden Chefs bereits in jungen Jahren praktiziert haben:

 

 

 

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