Man liest dieser Tage in den Medien angesichts der Wassersituation von “Pool-Scham”. Und es wird die Frage aufgeworfen, ob ein privater Pool überhaupt noch zu verantworten sei. Wir haben recherchiert, um Antworten auf folgende Fragen zu finden: Ist die Trinkwassermenge, die wir täglich fürs Duschen, Kochen, Poolnachfüllen und für die Toilettenspülung benötigen, gestiegen? Und wenn ja: hat dazu der “Pool-Boom” der “Corona-Jahre” beigetragen? Wie hoch ist der Einfluss der privaten Wasserverwendung, um die Wassersituation in Deutschland zu verbessern – sprich: was würden Poolfüllverbote bringen? Und wie sieht die Wassersituation in Deutschland aus?
Mehr Pools führen nicht zu mehr Wasserverwendung
Beginnen wir mit der Trinkwasserverwendung. Schaut man sich die Entwicklung der Wasserverwendung pro Einwohner und Tag in Deutschland beim Statistischen Bundesamt an, dann sieht man: im Vergleich zu den 1990er Jahren ist sie gesunken. Im Jahr 1990 lag der tägliche Wassergebrauch in Deutschland bei durchschnittlich 147 Litern pro Person. Er sank dann – mit temporären Schwankungen nach oben. Im Jahr 2020 erreichte er einen Wert von 129 Litern. 2021, als der „Pool-Boom“ der “Corona-Zeit” auf dem Höhepunkt war, lag er bei 127, im Jahr 2022 dann bei 125 Litern. Man kann also festhalten: Der vermehrte Bau von Pools hat nicht zu einem exorbitanten Anstieg des Wassergebrauchs geführt. Vielleicht sucht man “die Schuldigen” für die Wassersituation besser außerhalb der Poolbranche?
Am privaten Verbrauch liegt es nicht
Die Frage ist, ob der private Wassergebrauch überhaupt relevant ist oder ob nicht eher in anderen Sektoren angesetzt werden muss.
Beim ZDF kann man dazu folgendes lesen: […] “Doch warum wird Süßwasser überhaupt knapp? Am privaten Verbrauch zu Hause liegt es nicht. Tatsächlich hat der Trinkwasserverbrauch in deutschen Haushalten in den letzten Jahrzehnten abgenommen. […] Das eigentliche Problem sei die “virtuelle Wassernutzung”, also die Wassermenge, die weltweit für die Herstellung von Produkten wie Kaffee, Fleisch oder Technik benötigt würde.
Beim BUND Stuttgart heißt es: […] Hauptverursacher für die Wasserknappheit ist die Landwirtschaft mit circa 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs. Weitere Großverbraucher von Wasser sind die Industrie, sowie die Energiewirtschaft. […] Der Verbrauch von Trink- und Sanitärwasser ist vergleichsweise gering und wird Berechnungen zufolge auch in Zukunft nicht wesentlich ins Gewicht fallen. […]
Pool(füll) verbot würden mehr schaden als nützen
Die Poolbranche mit Verboten zu gängeln, hätte also keinen nennenswerten Einfluss auf die Wassersituation. Dagegen würde man rund 30.000 Arbeitsplätze in Gefahr bringen – und damit die Existenz insbesondere kleiner und mittelständischer Betriebe bedrohen, die immer wieder zu Recht als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet werden. Der wasserpolitische Sprecher der FDP, Muhanad Al-Halak, hält daher ein in den Medien diskutiertes Pool-Verbot für falsch. Er wird in der BILD mit folgenden Worten zitiert: „Wichtiger als Scheindebatten und erdachte Hintertür-Verbote ist es meiner Meinung nach, dass wir durch intelligente und zukunftsfeste Wassernetze solche Szenarien komplett vermeiden.“ Und der Mann weiß, wovon er spricht. Schließlich ist er Abwassermeister.
Wasser sparen ist gut, aber nicht die Lösung
“Wasser sparen ist gut, aber nicht die Lösung” – so die Überschrift eines Beitrags in der Süddeutschen Zeitung, der auch von uns hätte stammen können. Schließlich wird hier noch mal klar: die großen Wasserverwender sind eben nicht die privaten Poolbesitzer. Wenn man also ernsthaft etwas verändern möchte, sollte man da anfangen, wo es wirklich etwas bringt und der große Wurf zu erwarten ist. Das ist aber nicht beim privaten Pool.
Von daher: Lasst den Kindern ihren Schwimmlernort, den Erwachsenen ihre flexible Trainingsstätte und den Familien ihre Urlaubsoase vor der Tür.
Das heißt nicht, Wasser im privaten Bereich zu verschwenden. Im Gegenteil. Mit der Ressource Wasser gilt es stets sorgsam und verantwortungsvoll umzugehen. Dem Bundesverband Schwimmbad & Wellness e.V. (bsw) sind in diesem Zusammenhang insbesondere fünf Aspekte besonders wichtig:
Ein Pool gehört in die Hände eines Fachbetriebs. Denn nur eine professionelle Wasseraufbereitung ermöglicht, dass das Wasser mehrere Jahre im Becken bleiben kann. Fachbetriebe findet man HIER. Weitere Infos im Beitrag “Wasserspeicher Pool“.
Eine Abdeckung sollte Standardzubehör für jeden Pool sein: sie reduziert die Verdunstung laut der Berechnungsgrundlage der europäischen Umweltnorm DIN EN 17645 um bis zu 80 Prozent.
Regenwasser einbinden: Es gibt Systeme am Markt, die das in Zisternen gesammelte Regenwasser so aufbereiten, dass es für den Pool nutzbar ist. Auch lassen sich mittels KI die Wetterdaten analysieren, so dass man gezielt Regenwasser für die regelmäßige Filterreinigung, Rückspülung genannt, verwenden kann.
Updates prüfen lassen: Technische Lösungen entwickeln sich weiter – insbesondere in Richtung Nachhaltigkeit. Deshalb sollte man von Zeit zu Zeit die Poolanlage von einem Fachbetrieb dahingehend checken lassen, ob sie technisch, wirtschaftlich und ressourcenschonend auf dem neuesten Stand ist – und im Bedarfsfall nachrüsten.
Versiegelung gering halten: Frei nach dem Motto “Der Pool endet nicht am Beckenrand” sollte man, wenn man ohnehin schon im Garten baut, überlegen, ob man nicht Einfahrt, Wege oder andere versiegelte Flächen “entsiegelt”. Wie das geht? Ökosteine können die Lösung sein. Sie bestehen aus wasserdurchlässigem Material und bieten beste Versickerungseigenschaften. So lässt sich im Zuge des Poolbaus Versickerungsfläche zurückgewinnen.
Mit Wasser verantwortungsvoll umgehen: JA – auf jeden Fall. Aber Panik? NEIN!
Gerade weil Wasser für die Poolbranche essentiell ist, pflegt sie bereits einen sorgsamen Umgang. Wer sich über nachhaltige Produkte der Poolbranche einen Überblick verschaffen möchte, ist herzlich eingeladen, zur Schwimmbadfachmesse Aquanale vom 24. bis 27. Oktober nach Köln zu kommen. Man wird beeindruckt sein, welche Lösungen es schon gibt. Und nach wie vor streben die Poolspezialisten danach, umweltfreundliche Technologien weiterzuentwickeln. Schließlich kann mehr Nachhaltigkeit nicht schaden. Was der Sache allerdings schadet, das ist Panik. Ein Beispiel hat Dieter Nuhr im folgende Video humorvoll kommentiert. In der Reihe “Unstatistik des Monats” gibt es weitere Details dazu.
Wie ist die Wassersituation in Deutschland?
Wie ist denn nun die Wasserlage in Deutschland? Man hört schließlich von Regionen, in denen die private Wassernutzung temporär eingeschränkt wurde. Beispielsweise ist das in Hannover der Fall. Auf der Seite des Umweltbundesamtes kann man bezüglich der gesamten Republik sehen: Nur 11,4 Prozent des potentiell verfügbaren Wasserdargebots werden entnommen und unter anderem für die Energieversorgung, das verarbeitende Gewerbe, die Landwirtschaft und die öffentliche Trinkwasserversorgung verwendet. Zur letzteren zählt auch der Gebrauch privater Haushalte. 88,6 Prozent werden nicht entnommen. Sie verbleiben beispielsweise in Flüssen und Seen oder im Grundwasser gespeichert. Es könnte sich nun der Eindruck aufdrängen, dass wir das Wasser nicht gut genug in die einzelnen Regionen verteilen. Schließlich ist die Lage nicht überall wie in Hannover.
Die in der oberen Grafik in türkis gekennzeichnete Menge, 3,1 Prozent des potentiell nutzbaren Wasserdargebots, wird für die öffentliche Trinkwasserversorgung genutzt. Dazu zählt beispielsweise die Verwendung im privaten Haushalt fürs Duschen, Wäsche waschen, Kochen, Gartenbewässern, Toilettenspülen etc. Auch das Wasser für die Poolnachbefüllung gehört dazu. Es macht 0,44 Prozent des “türkisen Stücks” aus.
Intelligentes Wassermanagement zielführender als leere Pools
Wir halten fest: Poolnutzer können die Wassersituation nicht wesentlich beeinflussen. Dazu gebrauchen sie einfach zu wenig Wasser. Energieversorger, Landwirtschaft und Industrie benötigen wesentlich größere Wassermengen. Insgesamt ist das Problem nicht durch die Einschränkung des privaten Wassergebrauch zu lösen. Dieser ist nicht nur rückläufig. Er ist auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in Deutschland gering. Ohnehin ist ein Blick aufs “virtuelle Wasser”, auf die Nutzung weltweiter Wassermengen für die Produktion diverser Waren, nötig, um die Wassersituation im Ganzen zu verbessern. Ein intelligentes Wassermanagement mit durchdachten Verteilsystemen wäre für Deutschland zielführender als Pool(füll)verbote, damit temporäre Wasserengpässe in einzelnen Regionen ausgeglichen und behoben werden können.
Wasser grundsätzlich besser zu nutzen, also länger im Kreislauf zu halten – das ist erstrebenswert. In diesem Sinne äußern sich Uli Paetzel, Präsident der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall und Grundwasserforscher Andreas Hartmann von der Technischen Universität Dresden gegenüber der tagesschau. Und genau das macht ein Pool mit professioneller Wasseraufbereitung. Er sorgt mit Pumpe, Filtertechnik und Wasserpflege dafür, dass das Wasser mehrere Jahre im Becken bleibt. Und wenn es mal entleert werden muss, kann es nach entsprechender Behandlung noch weiter genutzt werden – beispielsweise für die Toilettenspülung. Vielleicht wird das System Pool zum Vorbild für eine nachhaltige Wassernutzung? Die Bundesregierung hat sich mit der Nationalen Wasserstrategie jedenfalls auf den Weg gemacht, ein modernes Wassermanagement zu etablieren. Weil wir das als Poolbranche auch wichtig finden, steht die Nationale Wasserstrategie auf der Tagesordnung unserer bsw-Konferenz.
Auf dem Titelbild sind Pools von Steglich Schwimmbadtechnik (fotografiert von Tom Bendix) und Hofer Group abgebildet.
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