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Tiger Women, Puppen und was zum Anfassen

Es fing an mit einem Mann, dem ein Ohr fehlte, und einer Frau, die sechs Finger hatte. Fiel aber niemandem auf. Denn „unser Autopilot“, der für die implizite Informationsverarbeitung zuständig ist, hat´s herausgefiltert. Und da waren wir auch schon mitten im ersten Thema der bsw-Lieferantenkonferenz 2015. Sebastian Haupt von Touchmore machte deutlich, dass Werbung das Unterbewusstsein ansprechen muss, um wahrgenommen zu werden. Denn „unser Autopilot“ verarbeitet rund 17 Millionen Bits pro Sekunde, während „unser Pilot“ nur rund 40 Bits aufnimmt. Die Haptik wirke in diesem Zusammenhang wie eine Brausetablette, die das Marketing wirksamer mache. Was man anfassen kann und was man besitzt, ist einem mehr wert.

Zwei Präsidenten

Das sagte der Referent und lieferte gleich den Beweis. Die Wahrscheinlichkeit, dass man im Lotto gewinnt und die, dass das eigene Haus abbrennt, sind ungefähr gleich hoch. Trotzdem  hätten – und so war auch die Verteilung unter den Anwesenden – wesentlich mehr Menschen eine Hausratversicherung abgeschlossen als Lotto spielten. Um Zahlen ging es auch beim nächsten Redner. Dr. Kai Hudetz vom Institut für Handelsforschung beleuchtete das Informations- und Kaufverhalten im B2B Mulit-Channel-Vertrieb. Bei einer Entwicklung wurden alle hellhörig: Waren 2013 noch mehr als die Hälfte die Konsumenten traditionelle Handelskäufer, also Menschen, die lieber im Geschäft als im Internet einkaufen, waren es 2015 nur noch 32 Prozent. Und bei den Smart Natives, also denjenigen, die mit digitalen Medien aufgewachsen sind, waren es nur noch rund 6 Prozent. Handelskonzepte und Vertriebsstrukturen ändern sich demnach gewaltig. „Das Smartphone ist das Schweizer Taschenmesser der Zukunft“, fasste Dr. Kai Hudetz die Entwicklung zusammen und betonte, es komme darauf an, offline und online intelligent zu verknüpfen.

Informieren, diskutieren, amüsieren: das ist die Lieferantenkonferenz

Um Vernetzung und einen vernetzteren Blick auf seine Kunden ging es auch Andreas Steinle vom Zukunftsinstitut Workshop. Früher sortierte man Kunden nach Zielgruppen. Waren Alter, Herkunft, Bildungs- und Familienstand sowie Einkommen entscheidend, sollte man heute eher in Lebensstilen denken. Und das belegte er direkt und fragte in die Runde: „Welche Person kommt Ihnen in den Kopf, wenn ich sage: männlich, Jahrgang 1948, britisch, geschieden, wieder verheiratet, sehr vermögend, musikalisch?“ Wie aus einem Mund kam: „Prince Charles“. Er gab den Teilnehmern Recht und fügte hinzu: „Aber alle diese Eigenschaften passen auch auf Ozzy Osbourne. Und würden sie den beiden Personen dasselbe Schwimmbad verkaufen?“ Spätestens jetzt war klar, dass das alte Zielgruppendenken nicht mehr in die Gegenwart passt. Es ging also im Folgenden um Lebensstile. Und da gab es auch einiges zu lachen. Die „Tiger Women“ beispielsweise erfreuten sich großer Beliebtheit. Auch die „Proll Professionals“ sorgten für Heiterkeit.

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(Pumpen)-Promis

So lustig der Vortrag war, allen war klar, dass Kundenansprache und Marketing neu überdacht werden muss. Ein Lebensstil schaffte es sogar bis ins Schlusswort von bsw-Präsidenten Dietmar Rogg, der sich selbst den „Gutbürgern“ zuordnete. Das sind diejenigen, die Produkte mit Geschichte suchen, Upcycling mögen und insgesamt das Thema „Natur“ in den Vordergrund stellen. Um die Integration von Natur ins Wohnumfeld – genauer gesagt in Bad und Pool – drehte sich auch die Präsentation von Bad & Spa Designer Torsten Müller. Aber das war noch nicht alles. Licht, Farbe, Duft, Klang – Pool- und Wellnessräume sollten sich „mehr trauen“ und alle Sinne ansprechen. So sein Credo. Er machte es vor, indem er nicht nur tolle Beispiele außergewöhnlicher Wasser-und Wellnessoasen zeigte, sondern seichte Hintergrundmusik während seiner Worte erklingen ließ und für eine wohltuende Beduftung sorgte. Wer bei so viel Sinnesharmonie glücklich  und zufrieden wegdämmerte, konnte gleich in dem Zustand bleiben.

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Susanne und Guido Rengers – zwei Generationen – eine Leidenschaft: Schwimmbäder

Denn die Rückschau zur aquanale, die Bettina Frias von der Koelnmesse präsentierte, war geprägt von positiven Zahlen und guten Ergebnissen. Unterm Strich: die Veranstaltung 2015 ist gewachsen, die Qualität der Besucher sowie die Internationalisierung haben zugenommen. Eine Bemerkung sorgte dann für besonderes Schmunzeln. Die Branche hat es mit knapp 300 Ausstellern geschafft, die Messeparty Aquanight mit über 1.300 Gästen zu „bestücken“. Ein gutes Stichwort, um das Abendevent der Lieferantenkonferenz zu erwähnen. Unter der Überschrift „Wir lassen die Puppen tanzen“ ging es zu Madame Tussauds, wo fleißig Selfies mit Promis aus Politik, Kultur und Wissenschaft gemacht wurden.

Gab es den „richtigen“ Albert Einstein nur in Wachs, so trat der „Albert Einstein der Normung“ live und „in echt“ am zweiten Tag der Lieferantenkonferenz auf. Frank Eisele von WWS Eisele berichtete, was in der neuen Norm für privat genutzte Schwimmbäder steht und machte auf die wesentlichen Herausforderungen für Hersteller und Großhändler aufmerksam. Alles weitere zum neuen Regelwerk gibt es in den Workshops, die Frank Eisele an der bsw-Akademie durchführt. Es geht also immer weiter. Und so blicken wir auch schon in Richtung Lieferantenkonferenz 2016. Themen- und Referentenwünsche nehme ich gerne entgegen. Auch wenn sich dieses bsw-Format an Industrie und Großhandel richtet, gibt es ja nicht nur Lieferanten im bsw. Was wäre der Verband ohne seine Fachhändler?

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Vor den Augen der Kanzlerin trifft sich die Branche.

Deshalb war ein Tagesordnungspunkt dem neuen bsw-Gütesiegel für Schwimmbadbaufachunternehmer – Pool Plus – gewidmet. bsw-Geschäftsführer Dieter C. Rangol skizzierte das Konzept und die bisherigen internen Kommunikationsmaßnahmen, die erfolgreich waren. Denn sonst hätte er am Schluss nicht sagen können: “Wir werden die Kampagne mit rund 80 Pool Plus Betrieben starten”. Wenn das mal keine gute Nachricht ist. Gut war die Stimmung insgesamt. Allen Rednern, Teilnehmern und dem Team vom Tagungshotel Courtyard by Marriott Berlin Mitte herzlichen Dank für eine rundum gelungene Veranstaltung!

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