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Technik

EU hat Schwimmbadpumpen im Visier

Europaflagge

Die europäische Riesenbaustelle in Sachen Normung privat genutzter Schwimmbäder steht bei uns und den bsw-Mitgliedsunternehmen derzeit im Vordergrund der Wahrnehmung aber auch der Branchenaktivitäten – koordiniert durch den bsw –  rund um den Themenbereich Schwimmbadtechnik. Hinzu kommt die Arbeit der bsw-Experten bei der DIN 19643, der DIN EN 15288 und der DIN EN 13451.

Gleichwohl gibt es auch eine Vielzahl vermeintlich kleinerer Aktionsfelder im ständig größer werdenden Schwimmbadtechnik-Regelungskatalog.

Kleine Kostprobe: die  europäische sogenannte Ökodesign-Richtlinie 2009/125/EG – mittlerweile in ihrer zweiten Fassung vom 21. Oktober 2009. Ziel dieser EU-Regelung ist die Schaffung eines Rahmens für die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte wie es dort im schönsten Beamtenprosa heißt.

In der Regel muss eine solche EU-Richtlinie in bestimmten Fristen in nationales Recht umgesetzt werden. In Deutschland ist dies mit dem sogenannten Energiebetriebene Produkte-Gesetz realisiert worden. Die Änderungen durch die Neufassung im Jahr 2009 hat das Bundeskabinett im Mai 2011 in einem entsprechenden Gesetz beschlossen.

Als Umsetzung der Ökodesign-Richtlinie hat die EU-Kommission bereits weitere Verordnungen erlassen. Zielsetzung: Energie und weitere Ressourcen während der Herstellung, Nutzung und Entsorgung energieverbrauchender Produkte einzusparen. Von einer dieser Verordnungen – EG Nr. 640/2009 – können auch die Pumpenhersteller im bsw ein Lied singen.

So müssen neu innerhalb der EU in Verkehr gebrachte Motoren in Schwimmbadpumpen seit dem 16. Juni 2011 der Energieeffizienzklasse IE2 angehören. Ab dem Januar 2015 gilt für Drehstrommotoren mit einer Nennausgangsleistung von 7,5 bis 375 kW und ab 1. Januar 2017 auch für kleinere Motoren ab 0,75 kW die Energieeffizienzklasse IE3 als Zugangsvoraussetzung für den europäischen Markt. Bei den beiden letzten Stufen besteht als optionale Möglickeit: IE2 + Frequenzumrichter.

Keine Sorge. Mit weiteren technischen Details möchte ich hierzu nicht weiter aufwarten. Aber dieses Beispiel dokumentiert aus meiner Sicht eindrucksvoll, vor welchen zusätzlichen Herausforderungen insbesondere mittelständische Herstellerbetriebe auch durch neue europäische Richtlinien und Verordnungen stehen. Denn in der Regel haben diese im Gegensatz zu den Stabsstellen in Großbetrieben keine Mitarbeiter, die ständig ihre Augen auf neue oder aktualisierte nationale oder internationale Branchennormen und Richtlinien richten können.

Selbst kleinere Spezialverbände wie der bsw sind allein auf sich gestellt hierzu fast nicht mehr in der Lage.

Nur ein ständig gepflegtes  nationales und internationales Netzwerk und der ständige direkte Kontakt zu den Experten in den Mitgliedsunternehmen versetzt den bsw in die Lage, neue Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen, zu bewerten, in die Branche zu kommunizieren und Experten in die entscheidenden Gremien zu bringen.

Sein Netzwerk kam dem bsw auch beim nächsten Schritt in der Umsetzung der Ökodesign-Richtlinie zu gute. Mein englischer Verbandskollege Chris Hayes, zur Zeit auch Generalsekretär der European Union of Swimmingpool and Spa Associations (EUSA), informierte mich Mitte des Jahres fast nebenbei über die Bildung einer neuen internationalen Arbeitsgruppe, die sich wieder mit Schwimmbadpumpen beschäftigt. Hintergrund: die Richtlinie fordert die EU-Kommission auch auf,  sogenannte Vorbereitungsstudien zu festgelegten Produktgruppen anzufertigen, um weitere energieeinsparende Maßnahmen rund um ein Produkt zu eruieren. Diese Produktgruppen sind durchnummeriert und tragen zusätzlich die Bezeichnung “LOT”.

Zurück zum Thema Schwimmbadpumpen. Eine dieser Produktgruppen – die LOT 29 –  trägt den Titel: Pumpen für private und öffentliche Schwimmbäder, Teiche, Springbrunnen, Aquarien und Pumpen für sauberes Wasser.

Unsere Recherchen hierzu ergaben schnell, dass nicht alle betroffenen Hersteller im bsw von diesem Vorgang Kenntnis hatten. Einige Emails von uns und auch diese bsw-Unternehmen waren involviert. Zwischenzeitlich hat die internationale Arbeitsgruppe unter dem Dach der European Association of Pump manufactureres (Europump) unter Beteiligung deutscher Hersteller mehrfach getagt. Hauptthema beim Start: die Sammlung europäischer Marktdaten über Schwimmbadpumpen nach unterschiedlichen Kriterien.

In weiteren Schritten wird eine Darstellung der besten verfügbaren Technologien und Verbesserungspotentiale in Bezug auf die Energieeffizienz erarbeitet.

Zuvor hatte bereits das Beratungsunternehmen “bio intelligence Service” im Auftrag der EU-Kommission eine erste Vorbereitungsstudie inklusive Marktdaten zu LOT 29 erarbeitet, die mit den Ergebnissen der “Europump-Arbeitsgruppe” evaluiert wird. Dieser gesamte Konsultationsprozess soll im Juni 2014 abgeschlossen sein.

Danach entscheidet die EU, ob und wie sie das Thema weiterverfolgen wird.

Fazit: das Thema Schwimmbadpumpen bleibt in Europa spannend und der bsw wird da, wo er als Informationsbroker gefragt ist, im Interesse seiner betroffenen Mitgliedsunternehmen weiterhin aktiv bleiben.

 

 

 

 

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