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Online-Präsenz beflügelt stationären Handel

Gerrit Heinemann, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Niederrhein ließ die Teilnehmer der bsw-Lieferantentagung in Hamburg aufhorchen. Internet und das internetfähige Smartphone, so einer der führenden E-Commerce-Experten im deutschsprachigen Raum, verändern alle Handelsformen. Sein Petitum: Wer sich den neuen Anforderungen am schnellsten stellt, hat die besten Überlebens- und Wachstumschancen. Ich hatte die Gelegenheit während unserer bsw-Veranstaltung zum Thema nachzufragen.

Werden die Kunden in 20 Jahren ihre Einkäufe nur noch digital realisieren?

Nein, und der Online-Handel wird auch nicht den stationären Handel völlig verdrängt haben. Allerdings wird er im Non-Food-Bereich sehr wahrscheinlich gleichziehen und schon in 10 Jahren bis zu 40 % Anteil erreichen. Hinzu kommt, dass die Mehrzahl der dann noch stationär einkaufenden Kunden ihren Kauf im Internet vorbereiten werden.

Sie behaupten, dass Showrooms heutige Geschäfte ablösen könnten. Wie sieht das konkret aus?

Wenn der stationäre Non-Food-Handel in den nächsten 10 Jahren mehr als 20 Prozent seiner bisherigen Umsätze an den Online-Handel verliert, wird es in den stationären Betriebsformen zu einem Kostenproblem kommen. Da die größten Kostenblöcke Personalkosten und Warenbevorratungskosten sind, können Showrooms mit QR-Scan-Kauffunktion eine Möglichkeit sein, stationär zu überleben. Vielleicht lassen sich derartige Konzepte zumindest auf Teilflächen für SB-fähige Sortimente realisieren.

Welchen Stellenwert hat das internetfähige Handy beim Kaufverhalten der Kunden?

Immerhin nutzen rund 46% der Bevölkerung über 14-Jahren mittlerweile das Smartphone und suchen damit in der Mehrzahl bereits standortbezogene und handelsrelevante Informationen. Diesbezüglich zeigt eine aktuelle Studie von uns, dass auf Kundenseite eine hohe Bereitschaft für Location Based Services (LBS) vorhanden ist. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass entsprechende Dienste als attraktiv angesehen werden und habitualisierte Verhaltensweisen in Frage stellen können. Im Zusammenhang mit diesem neuen Nutzungsverhalten haben LBS eine Zubringerrolle für den stationären Handel. Sie verhindern, dass die Kunden vollends in den Online-Handel abwandern.

Welche Rolle können QR-Codes beim Einkauf von morgen spielen?

QR-Codes ermöglichen es den Nutzern von Smartphones, zusätzliche Produktinformationen abzurufen oder Preisvergleiche vornehmen zu können. Sie bieten in Verbindung mit Werbung den Kunden eine unmittelbare Einkaufsmöglichkeit, unabhängig von Ladenöffnungszeiten. Erste Traditionshändler – wie beispielsweise Galeria Kaufhof – fordern in ihren Schaufenstern sogar schon die Kunden auf, über QR-Code zu kaufen, wenn der Laden geschlossen ist. Darüber hinaus ermöglichen QR-Codes neue Formen der Selbstbedienung bis hin zu einem vollautomatisierten Laden.

Die Anschaffung eines hochwertigen Schwimmbades ist ein beratungs- und planungsintensiver Vorgang. Einen solchen Pool kauft man nicht mal nebenbei im Internet. Bleibt unsere Branche bei diesen Kundenwünschen von der Digitalisierung verschont?

Es geht nicht primär darum, dass zukünftig alles digital gekauft wird, vor allem nicht solche beratungsintensiven Produkte wie Schwimmbäder. Allerdings erwarten die Kunden, sich vor ihrem Kauf selbst im Internet informieren und den „stationären Kauf“ vorbereiten zu können. Damit erhält die Online-Präsenz – am besten in Form eines „digitalen Flagship-Stores” eine herausragende Marketingfunktion für den Kunden der Zukunft. Das gilt sicherlich auch für Schwimmbäder.

 

 

 

 

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